Sommer in Duhnen

Ende der 1950er Jahre bin ich in Duhnen aufgewachsen und kann mich sehr gut an die schönen Sommer erinnern. Wir hatten immer den ganzen Sommer über einen Strandkorb, natürlich von Wilkens und möglichst im ersten Feld neben der Wattwagenauffahrt. Morgens waren meine Mutter und ich meistens allein dort, zumindest solange ich noch nicht in die Schule musste. Nachmittags kamen dann auch meine beiden älteren Brüder.

Wenn die Saison los ging haben wir drei Brüder als erstes eine Sandburg gebaut, außen mindestens eine Schaufelstiellänge hoch, von innen deutlich höher, da wir den Sand von dort ausheben mussten. Die Burg wurde reichlich verziert mit Sandskulpturen, beliebtestes Motiv waren zwei mindestens einen Meter lange Seehunde links und recht vom Eingang der Burg. Jeden Tag musste ich sie vorsichtig wässern, damit sie nicht in der Sonne zerbröselten. Starke Regengüsse konnten sie nicht vertragen – danach musste ich sie meistens, ausgerüstet mit meiner kleinen Plastik-Sandschaufel, dem Strandeimer mit Sandsieb, einem Teelöffel für die Feinarbeit am Kopf und an den Flossen und anderen Utensilien, neu formen.

Die Seiten der Burg wurden mit Muscheln reichlich geschmückt – die erforderlichen Schalen der Miesmuscheln und der weißen Muscheln fanden wir reichlich im Duhner Watt, direkt vor dem Strand zwischen den hölzernen Buhnen. Daraus entstanden kleine Kunstwerke – Seesterne, Wappen, Segelschiffe, Ortsnamen usw.

Jeden Tag wurde die Sandburg sorgfältig gepflegt, immer wieder ausgebessert –vor allem, wenn jemand über Nacht draufgetreten war-, weiter verschönert und bis zum Ende der Duhner Strandsaison liebvoll erhalten.

Zweimal in der Saison fand ein Sandburgenwettbewerb am Duhner Strand statt. Eine standesgemäß gekleidete und wichtig wirkende Schaukommission schritt dann von Burg zu Burg über den ganzen Sandstrand, gefolgt von einer ganzen Heerschar Schaulustiger. Nachdem die Herrschaften der Kommission jedes Kunstwerk ganz genau begutachtet hatte, kritzelten sie ihre streng geheime Bewertung in ihre Unterlagen und kürten am Schluss die Sieger. Natürlich haben wir an jedem Wettbewerb teilgenommen und waren jedes Mal furchtbar aufgeregt, wenn die Kommission kam. Schließlich, immer nach für uns Kinder scheinbar unendlich langer Wartezeit, fand in der gelben Duhner Musikmuschel auf dem Deich die Preisverleihung statt. Wenn wir einen Preis abbekommen haben – einmal sogar den Hauptpreis – waren wir stolz wie Oskar

Gastauthor: Reiner

2 Antworten auf „Sommer in Duhnen“

  1. Ja, ja, lang ist es her. Inzwischen stehen die Strandkörbe so dicht, dass niemand mehr eine Sandburg bauen darf. Und in Duhnen wird man an Westerland auf Sylt erinnert. Was aber nicht unbedingt negativ ist, denn auch nach Westerland fahren nicht von ungefähr viele Urlauber.
    Die Zeiten ändern sich halt.

  2. Ich fahre schon seit 1965 nach Duhnen.Wir haben immer einen Strandkorb bei Möller(Werner)gehabt.Er war ein toller Mann.Den Küstenverlauf(von der Lesehalle bis hin zur Kugelbake)fand ich früher viel schöner.Da gab es noch keine riesigen Hotels und dergleichen.Irgendwie verschandeln solche Bauten die gesamte Küstenregion. Eigendlich schade.Aber die Nachfrage nach mehr (Luxus) im Urlaub hat wohl seine Berechtigung gefunden.Man geht halt mit der Zeit.Und die Gier nach immer mehr wird auch weiterhin stetig steigen.Nichts desto Trotz liebe ich diese Region und werde ihr auch weiterhin die Treue halten.
    Gruß aus Bochum

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